Party: THE 1975
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Songs über Patricia Arquettes Wirbelwind-Romanze mit einem Profi-Killer; Nächte, in denen man sich in Huren aus Belfast verliebt; besessen von schmutzigem Sex, drogenschwangeren Mitternächten in Manchester, der Vereinigung von Lust und Blut; Schwarzweiß-Montagen von windgepeitschter Einöde, trostlosen U-Bahnen und verwirrten Menschen. Dazu ein Name,
unvergesslich, entdeckt am Schluss eines längst vergessenen Abschiedsbrief eines Selbstmörders, gekritzelt auf die Rückseite eines Buchs über die Beat-Ära-Drogen-Razzien. Was immer The 1975 sind, sie flackern und faszinieren. Und was genau sind The 1975? Kritiker waren erstaunt, amüsiert und wirklich entzückt von diesen mysteriösen Mancunians und ihren amorphen Wechseln zwischen brütendem Art Rock,
knackiger Electronica, Dancefloor R&B, Helium-HipHop, schimmernden Balladen und 80er Hochglanz-Pop. Sie sind genauso Everything Everything wie sie Phoenix, The Streets, TLC, Joy Division, The National, Alt-J, M83, Sigur Ros, Interpol, Biffy Clyro und Peter Gabriel sind. Ein Schmelztiegel von Ideen und Einflüssen, die Genres verbinden und sich einer Definition widersetzen. „Ich finde sie nicht verwirrend“, sagt der leidenschaftliche und schillernde Sänger Matt Healy über seine Band, die von Radio Ones Huw Stevens und Zane Lowe gefeiert wird. „Den Mangel
an Identität und das Suchen in einem selbst, um wirklich zu verstehen, was du sein willst, damit
können sich viele Leute identifizieren. Aber die Leute mögen es, wenn Dinge in ihre vorgefertigte Idee von dem passen, was sie kennen und erwarten. Das macht es so viel einfacher. Wenn sie etwas herausfordert, können Leute ärgerlich werden und sagen: ,Ihr wisst
nicht, wer ihr sein wollt, was für ein Spiel spielt ihr.‘ Und wir sagen: ,Wir wissen es, es passt nur nicht in eure vorgefertigte Idee was eine Band sein kann und wie ihre Musik klingen sollte.‘ Es ist schon seltsam, dass Leute so viele Regeln in der Musik haben wollen.“
Matt hat seit Jahren gewusst, was The 1975 sind. Er hat nur auf den richtigen Moment gewartet, um die dekadenten, schmutzigen Stories von Lust, Rausch und der Unerschrockenheit der modernen Jugend zu enthüllen. „Die Platt iist ein echter Soundtrack unserer prägenden Jahre“, sagt er von ihrem Debütalbum, co-produziert von Mike Crossey (Arctic Monkeys, Foals). „Es ist alles, was ich kenne. Jeder einzelne Song auf dem Album, war, zu einer bestimmten Zeit, das Wichtigste in meinem Leben. Ich habe mein ganzes erwachsenes Leben darauf hin gearbeitet. Es ist buchstäblich alles, was ich bin.“ Matts „erwachsenes Leben“ begann jung. Er griff zur Gitarre als der beste Freund seines Vaters starb und ihm zwei Gitarren hinterließ. „Als ich anfing, Gitarre zu spielen, war sie nichts Besonderes für mich, weil mein Vater mir das Instrument gegeben hatte und jedes Mal, wenn ich es spielte, sah ich sein Gesicht vor mir. Auf sentimentale Art blieb ich dennoch dabei bis ich gut genug war.“ Dazu war er ein Trotzkopf, der von einer Privatschule flog. („Ich hatte keine Lust, dort zu sein. Ich geriet in ein paar Schlägereien. Sie baten mich, die Schule zu verlassen, ich wurde noch nicht mal ´runter geschmissen...“) Im Alter von 14 kam er in seine lokale Schule in Wilmslow, Cheshire und begann in einer Punkband zu trommeln mit den künftigen 1975ern
Adam Hann (Gitarre) und Ross MacDonald (Bass). Adam hatte von einem „Hippie-Stadtangestellten“ gehört, der Grundstücke der Stadt vermietete, damit die Kids Shows spielen konnten. „Alle gingen hin und betranken sich. Es war eine echte Szene dort damals während ansonsten wenig passierte.“
Eines Tages „tauchte dieses seltsame Kind in der Schule auf. Er war einer dieser Außenseiter, sehr lang, aber er sah aus wie neun und war ein merkwürdiger Typ.“ Das war George Daniel, Schlagzeuger und künftiger Co-Songwriter und „meine Art Freund. Nicht wirklich, aber er könnte es sein, wir weichen uns kaum von der Seite.“ Das Paar fand Gemeinsamkeiten wie etwa zerrissene Kindheiten – Matt hatte sich zwischen
London und Newcastle hin und her bewegt während George in Belgien geboren wurde und nach Seattle gezogen war – und einem Gefühl von Isolation, das sie in Manchesters Satellitenstädten Macclesfield, Bollington und Chorley spürten. „Wir begannen aus Langeweile“, erklärt Matt. „Unsere Städte waren wie die Barratt Class. Es gibt keine Mengen von Geld, es gibt aber auch keine Armut, also reagierten wir auf den Mangel an Identität, nicht zu wissen wer du bist oder woher du kommst. Auch das typische Element der
Manchester-Musikszene hat uns nicht beeindruckt, weil wir nicht in ihr aufgewachsen sind.
Deshalb tragen wir keinen Manchester-Ehrenorden.“
Während sich Matt ans Mikrophon stellte, um das Schlagzeug für Trommel-Genie George frei zu machen, begann das Quartett mit viel härteren Acts zu touren, angetrieben von einem Drei-Akkorde-Kracher namens „Penelope“. „Wir liebten den Song total, hielten ihn für genial. Alles, was wir wollten, war skaten, saufen und Punkrock hören. Deshalb war er perfekt, um unseren
eigenen Soundtrack zu spielen. Ich war besessen von der Nummer.“ Als sie nach dem tiefen Punkrock-Grollen einen künstlerischen Anspruch und ein elektronisches Abenteurertum entwickelten, war es der Track „Robbers“, der ihnen 2009 einen Manager
einbrachte. Der Titel basiert auf einer gewalttätigen, cinematografischen Geschichte von Lust auf der Flucht. „Mit 18 war ich besessen von Patricia Arquettes Charakter in „True Romance““, sagt Matt. „Das Verlangen nach dem bösen Jungen... Es wird so sexualisiert in dem Film, und das Blut mischt sich mit dieser sexuellen Lust. Ich war besessen davon. Damals schrieb ich meine Menge Songs in dieser Art. „Robbers“ handelt von einem Raubüberfall, der schief geht – ich vermute, das kann man als Metapher verstehen – und einem Mädchen, das von ihrem Profi-
Killer-Freund besessen ist. Ein romantisches Ideal.“
Zwei Jahre tourten sie rastlos durchs Land und eckten Interesse. Doch die Band, die unter verschiedenen Namen arbeitete, brauchte Zeit. Sie hatte gesehen wie andere Bands von der Musikindustrie geschnappt, verändert und ausgespuckt wurden. „Wir gehören zu einer Generation, von der alles im Internet dokumentiert ist. Jeder weiß, dass du eine lächerliche
Frisur hattest und deine Band kompletter Müll war, also nimmt dich niemand mehr ernst. Wir wussten immer, dass wir noch nicht so weit waren. Sogar als Leute verlangten, dass wir ein Produkt heraus bringen, waren wir noch nicht bereit – das wussten wir.“ Vor ihrem Start wollten sie alles fertig haben: den Sound, die Songs, die Ästhetik. „Wir sagten, wir sind nicht verrückt danach, berühmt zu werden, wir sind nicht verrückt danach, eine Riesenband zu werden, lasst uns auf unsere Weise vorgehen und sicherstellen, dass unsere Vorstellungen von uns selbst kontrolliert werden.“
2011, als ihr Speicher von selbst-produzierten Demos auf Album-Größe angewachsen war, entschieden sie sich bei Dry Hit zu unterschreiben. Sie verbrachten das Jahr mit Touring, um ihren abwechselungsreichen Mix von Songs zu perfektionieren, dabei wechselte die Band des Öfteren ihren Namen.
Obwohl sich die Sex Pistols 1975 gründeten und die Talking Heads ihre ersten Gigs spielten, hat der Name nichts mit dem Jahr zu tun. Matt fand ihn auf der Rückseite eines Buches aus der Beat-Ära, das ihm ein geselliger Künstler gegeben hatte. Den hatte Matt als 19jähriger bei einem Hof-Flohmarkt im Norden Mallorcas getroffen. „Er zeigte mir sein Haus, das wie eine Kurzwarenhandlung der 60er Jahre wirkte. Er hatte Fotos von sich mit Hendrix, ich dachte: Der
Typ ist völlig verrückt! Er gab mir eine Menge Literatur der Beat-Ära, wie Kerouac und andere. Als ich nach Hause fuhr, las ich sie und auf der Rückseite standen all diese verrückten Kritzeleien (Akbar Del Piombos Buch von Drogenrazzien während der Beat-Ära), die Bullen gegen Junk, all diese verrückten Kritzeleien. Es war fast suizidal und das Datum am Schluss war
1. Juni The 1975. Ich war ziemlich erstaunt als ich das las, das The blieb mir im Kopf. Es war der perfekte Bandname.“ Im Dezember 2011 waren sie bereit The 1975 zu werden. In den Church Studios in Crouch End
nahmen sie mit Co-Produzent Mike Crossey das Demo des brütenden Electro-Klassikers „The City“ auf. Drum herum schrieben sie die „Facedown“ EP voll von urbanem Biss und narkotischem Delirium.
„Facedown“ war der erste Teil einer Trilogie von EPs der Band. Die zweite war „Sex“, beide wurden von der Band produziert. Die finale Folge wird die „Chocolate“ EP sein. Sie wurde coproduziert von Mike Crossey und der Band, genau wie das Albumdebüt der Band, das im Mai kommenden Jahres erscheinen wird.
„Liebe, Drogen und Furcht sind die Hauptelemente“, sagt Matt von der ersten EP. „Facedown“ handelt von nahezu jeder chemischen, E-getriebenen Nacht, die du hattest. Zwei Jahre meines Lebens tat ich genau das. Mit meiner Ex-Freundin gab es dieses vorhersehbare
Beziehungsmuster, wir blieben zusammen, weil wir zusammen Drogen nehmen konnten. „The City“ ist ein etwas aufregenderer Blick auf den Abend, es dreht sich um Spannung und die Lust auszugehen. Ich stelle mir das immer vor wie in einem Zug zu sitzen, der einfährt. Es enthält viele verschiedene Elemente von der Art wie ich meinen Freundeskreis wahrnahm, wie er funktionierte. Lange Zeit waren wir nur Typen, die Drogen nahmen, das war es – bis es langweilig wurde. Alle sagen, „Facedown“ klingt wie zwei Uhr morgens, das stimmt! Um diese Uhrzeit nehmen wir auf, manchmal sind wir stoned oder wir glauben drei Uhr morgens ist eine gute Zeit, den Gesang aufzunehmen.“
Im August 2012 veröffentlicht, kehrte sich die „Facedown“ EP vom nächtlichen, feen-gleichen
Sigur Ros-Schimmer des Titelstücks – „broken heads and hospital beds“ zum gedämpften städtischenen Herzschlag und von einem Chor aus Schnee-Engeln gesungen – zum harten Pop-Tosen von „The City“. Hinzu kommt Matts quasi-religiöse Doom-Pop-Ode an seine Mutter („Antichrist“), bevor eine schwermütige akustische Ballade über die Hingabe an eine irische Hure die Platte beendet. „Woman“ handelt von dem Abend, den ich mit dieser Prostituierten in einem Hotel von Belfast verbrachte“, erläutert Matt, „ich habe nicht mit ihr geschlafen, ich habe sie nur angesprochen. Ich logierte in diesem Hotel und begann, zu dieser Frau zu reden, die wahrscheinlich zehn Jahre älter war als ich. Am Ende gingen wir auf mein Zimmer und sie erzählte mir, was sie machte und ich wurde besessen von der Art wie sie ihre Weiblichkeit für Geld einsetzte. Ich verfing mich in der Situation und verliebte mich ein bisschen in sie.“ Das großartige und komplexe Debüt „Facedown“ schlug sofort Wellen im Radio, von der
Verjüngung des Rock war die Rede. „Ich konnte es nicht glauben“, sagt Matt. „Du musst mein Leben gelebt haben, um zu wissen wie es sich anfühlt sofort gewürdigt zu werden, ohne dass du es erwartest. In der Zeit, in welcher der Song im Radio gespielt wurde, änderten sich all unsere Ziele und Pläne augenblicklich.“ Kaum einen Monat später wurden alle Erwartungen, was The 1975 sein könnte, übertroffen.
Geschmückt mit Schwarzweiß-Fotos von verschwommenen Nackten und Bettlaken kam die
„Sex“ EP im September heraus und wurde die erste Nummer der Band auf der Radio One playlist. Sie präsentierte einen Geist-in-der-Machine-Electro, glitzernden R&B und 80er Pop zusammen mit einem treibenden Alt-Rock Sound (Matt nennt D’Angelo, TLC, Trevor Horn, A$AP Rocky, Peter Gabriels „Sledgehammer“ und Boy Meets Girl’s „Waiting For A Star To Fall“ als Referenzen). Dazu kamen eine heißblütige Sinnlichkeit und das schmerzhafte Wissen um die Nachwirkungen der Lust, wie unerwartet auftauchende Boyfriends und emotionale
Zusammenbrüche.
„„Sex“ ist eine Kombination von Geschichten“, berichtet Matt, „es ist ein Liebesbrief an die prüde Unentschlossenheit eines 16- oder 17-jährigen Mädchens. Es macht klar, dass in dem Alter Beziehungen nicht so viel bedeuten. Man findet nicht allzu viele Menschen in ihren späten Zwanzigern, die sich von einer Party verdrücken, um mit jemanden zu knutschen, der einen Boyfriend hat. Mädchen in dem Alter können so unentschlossen sein, sie wissen nicht, was sie wollen, und ich wollte einen Liebesbrief an diese spezielle Situation schreiben.“
Der letzte Teil der Trilogie erschien im März 2013 mit der „Chocolate“ EP, einem „groovebasierten Song mit vielen Gitarren-Synkopen“ über „die Gegenkultur einer Kleinstadt, über Grassrauchen in Macc´ und die Tatsache, dass die Polizei in North Cheshire nicht allzu viel zu tun hat und uns deshalb gerne verfolgt.“ Matt beschreibt den Track „als Blaupause unserer Band, er ist alles, was unsere Band ausmacht, in einem Song.“ Damit ist er die perfekte Einführung zum Debütalbum, das letzte, das je in den Motor Museum Studios von Liverpool aufgenommen wurde. Es ist eine Platte, die jede Zutat des Manchester-Sounds zu einem frischen neuen Geschmack verquirlt und elektronischen Art Rock wieder in den Mittelpunkt stellt.
„Jeder Track könnte ein Motiv sein“, sagt Matt von der fertigen Platte. „Jeder dieser Songs ist ein Lied, das ich jemandem vorspielen würde, um einen Eindruck meiner Band zu vermitteln. Sie ist alles, was wir sind. Wir machen kein Album, um ein paar Singles zu unterstützen, wir gehen aufs Ganze! Auf deinem Albumdebüt musst du zeigen, was du drauf hast.“
VVK: 28,00 € zzgl. Geb.